Familientouren am Idrosee | BERGSTEIGER Magazin
Wandern am Wasser mit Kindern

Familientouren am Idrosee

Für Erwachsene ist eine Wanderung am Idrosee nordwestlich vom Gardasee dank der idyllischen Lage ohnehin ein Erlebnis. Doch auch für Kinder hat er einiges zu bieten – darunter Amphibien am Wegesrand und eine Bootsfahrt über den See.
Von Uli Wittmann
 
Für Kinder ist eine Bootsfahrt krönender Abschluss einer Wanderung. © Uli Wittmann
Für Kinder ist eine Bootsfahrt krönender Abschluss einer Wanderung.
Mal wieder beginnt unsere Wanderung mit einer Diskussion. »Will nicht in den Wagen«, verkündet Franka, und schon finde ich mich wild argumentierend und auf meine dreijährige Tochter einredend wieder. »Du kannst nicht die ganze Zeit alleine gehen«, lautet mein letzter Versuch. Doch egal, was ich sage – an Franka prallt es ab. Nach zähen Verhandlungen gelingt es mir immerhin, sie von der Kinderkraxe zu überzeugen – allerdings nicht, ohne dass ich noch ein Grissini zum Essen sowie meinen Hut drauflege. Willkommen bei unserer Frühjahrswanderung am Idrosee. Mein Puls ist dank dieses Auftakts schon am Ausgangspunkt in Vesta am Ostufer des Idrosees auf Wanderniveau. Zunächst führt uns der Weg an den Kiesstrand. Wie schön der Gebirgssee in der Frühlingssonne glitzert.

Plötzlich tuckert ein Ausflugsboot heran. »Auch Boot fahren«: Bei Franka und ihrer Schwester Lilli (6) ist es mit der Wandermotivation erstmal vorbei. Meine Frau und ich erklären, warum wir zuerst oberhalb des Sees wandern und erst dann Boot fahren. Um meine Kinder auf andere Gedanken zu bringen, erzähle ich ihnen die Geschichte von den Zwergen am Idrosee. Wir folgen dem Schild »Punto Panoramico dos della Madunina«. Kurz später erreichen wir den Klettergarten »Palestra di Rocca« und bewundern die Freeclimber. Der bisher moderat ansteigende Weg verlangt uns einiges an Kondition ab. Spätestens jetzt bin ich Franka dankbar, dass wir den Kinderwagen im Auto gelassen haben. Hier wären wir nicht durchgekommen.

Quakende Steine auf der Wanderung am Idrosee

Plötzlich schreit Franka auf: »Da! Hüpfender Stein!« Lilli reagiert sofort und löst das Rätsel: Zahlreiche Kröten tummeln sich am feuchten Hang zwischen den Alpenveilchen. Sie nimmt sogar eine in die Hand und ist begeistert. Am Wegrand entdecken wir Salamander und Molche, die sich hier pudelwohl fühlen. Nach einiger Zeit geht es wieder weiter auf unserer Familienwanderung. Bald erreichen wir »Prato della Frame«, einen Aussichtspunkt auf einer Landzunge. Unterhalb von uns befindet sich ein Kiesstrand, der zum Baden einlädt. Wir steigen ab. Ich halte eine Hand ins Wasser – mein Gesichtsausdruck spricht offenbar Bände. »Papa, Wasser soooooo kalt?«, erkundigt sich Franka mitfühlend. 

Zurück auf dem Wanderweg am Ufer des Idrosees geht es weiter Richtung »Punto Panoramico dos della Madunina «. Bei einer Abzweigung haben wir die Gelegenheit auf den steilen Schmugglerpfad »Sentiero dei conterbandi« zu wechseln. Doch da uns die Wanderung vom Vortag noch in den Knochen steckt, bleiben wir unserem Weg treu. Für Lilli und Franka ist klar: Im dichten Wald neben uns lebt der Räuber Hotzenplotz. Zum Glück begegnen wir nur einmal anderen Wanderern, denn Franka meint es ernst und warnt: »Vorsicht! Räuber Hotzenplotz!« Doch die Angesprochenen sehen uns nur an und lächeln leicht verwirrt.

Schnitzeljagd gegen Langeweile

Der Wanderpfad wird nun immer enger – teilweise ist er ins Gestein gesprengt. Über grobe Steintreppen gewinnen wir an Höhen, bis uns ein Felsen den Weg versperrt. Über eine Scharte überwinden wir ihn. Hier ist Trittsicherheit gefordert, denn der Weg fällt auf der anderen Seite stark ab. Franka kommt – natürlich unter lautstarkem Protest – in die Kraxe. Auf den letzten Kilometern strengt das permanente Auf und Ab im felsigen Steilufer an. Wir lassen uns Zeit und erreichen auf einer Felskanzel unser Ziel. Auf dem Rückweg gibt es nur ein Thema: Wann kommt das nächste Ausflugsboot? Den Rückweg nach Vesta verkürzen wir mit einer Schnitzeljagd. Meine Frau Ute und Lilli gehen voraus. Sie legen Pfeile aus Steinen, Ästen und Kieferzapfen. Franka und ich folgen der Spur. Am Klettergarten springen die beiden aus dem Gebüsch – wie der Räuber Hotzenplotz. Nach drei Stunden Wanderung erreichen wir schließlich wieder den Kiesstrand von Vesta am Idrosee. Lilli gibt vor, was nun weiter zu tun ist: »Jetzt essen wir erst einmal und dann fahren wir mit dem Boot.« Wir sind sofort einverstanden – sogar Franka, die sonst so gerne alles ausdiskutiert.

Wandern mit der ganzen Familie am Idrosee

Familienwanderungen am Idrosee KarteAnreise: Über den Brenner, auf der A22 Richtung Verona/ Modena. Über Rovereto am Gardasee vorbei, auf der SS240 zum Idrosee. Mit der Bahn nach Rovereto und von dort weiter mit dem Fernbus
Ausgangspunkt: Vesta am Ostufer vom Idrosee.
Beste Reisezeit: ab April
Alter: Trittsichere Kinder ab sechs Jahre. Für Kinderwagen abschnittsweise ungeeignet.
Karte: Kompass, 1:50 000, Blatt 103 »Le Tre Valli Bresciane«
Einkehrmöglichkeiten: zahlreiche Möglichkeiten in Vesta und Idro
Mehr Infos: www.lagodidro.it
Uli Wittmann
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 04/2012. Jetzt abonnieren!
 
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