... und dann stand sie oben | BERGSTEIGER Magazin
Nina Caprez in »Silbergeier«

... und dann stand sie oben

Seit ihrer Jugend träumt die Schweizer Kletterin Nina Caprez von der Route »Silbergeier« an den Kirchlispitzen im Rätikon. Im vergangenen Jahr kletterte sie als erste Frau durch diese Route.
Von Caroline Fink

 
Höhenflug am »Silbergeier« © Stefan Schlumpf
Die Router »Silbergeier« folgt der logischen Linie durch den gewaltigen Plattenpanzer in der Südwand der 4. Kirchlispitze
Als Nina Caprez das Seil in den letzten Stand einhängt, bleibt sie ganz still. Kein Freudenschrei. Kein Juchzer. Sie atmet nur tief aus und setzt sich in den Klettergurt, unter ihr die mächtigen Kalkwände des Rätikons. Nie hätte sie gedacht, an diesem Tag ihr vielleicht bisher größtes Projekt zu klettern: »Silbergeier« – jene legendäre Route von Beat Kammerlander aus dem Jahr 1993, die bis heute zu den schwierigsten Alpinklettereien gehört.

Schon lange wusste die Bündnerin von dieser Route, schließlich war sie am Fuß des Rätikons im Dorf Küblis aufgewachsen. Und über ihrem Bett hing jahrelang jenes Poster von Five Ten: Pietro Dal Pra im »Silbergeier«, auf einem Fuß stehend an den Fels geschmiegt – ein »no hands rest«. Zudem offenbarte ihr in Jugendjahren ein Kletterpartner eines Tages einen Plan: Mit 24 Jahren klettere man statistisch betrachtet am stärksten, sagte er ihr, deshalb werde er dann den Silbergeier klettern. »Ich war damals ein bisschen verliebt in diesen Kletterpartner«, sagt sie heute und lacht. »Deshalb setzte ich mir kurzerhand das gleiche Ziel.«
Höhenflug am "Silbergeier", Fotos: Stefan Schlumpf
 
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