Cimòn della Pala, das »Matterhorn der Dolomiten«

Cimòn della Pala - Hochtour in der Palagruppe

Die Zackenphalanx des Pala-Nordzuges – vom klobigen Mulàz bis zum kapitalen Eckpfeiler des Cimòn della Pala – zählt zweifelsohne zu den ganz großen Dolomitenkulissen. Wer je bei der Baita Segantini oberhalb des Rollepasses stand, womöglich noch im Licht der untergehenden Sonne, dem wird sich dieses Bild unauslöschlich im Gedächtnis eingebrannt haben. Eine Hochtour auf den Gipfel des Cimòn della Pala.
 
Typisch dolomitisch – die schroffe Kulisse der Pala mit Cimòn della Pala (rechts) neben Cima della Vezzana und Cima dei Bureloni © Mark Zahel
Typisch dolomitisch – die schroffe Kulisse der Pala mit Cimòn della Pala (rechts) neben Cima della Vezzana und Cima dei Bureloni
Obwohl höhenmäßig von der benachbarten Cima della Vezzana um lumpige acht Meter auf Rang zwei verwiesen, ist und bleibt der Cimòn gefühlsmäßig das absolute Aushängeschild. Seine kühn zugespitzte Silhouette hat ihm den immer wieder strapazierten Beinamen vom »Matterhorn der Dolomiten« eingetragen. Dabei ist der Cimòn eigentlich unvergleichlich! Dass dieser formgewaltige Spitz ein reiner Kletterberg ist, verwundert kaum. Zwar kann man bis zu seiner hohen Schulter über einen markierten Alpinsteig oder eine pfiffige Via ferrata gelangen, doch die Gipfelfelsen bieten nach wie vor ein verwickeltes Finale im III. Grad. Dabei kamen die Erstbesteiger anno 1870 erstaunlicherweise sogar durch den wilden Trichter des Travignologletschers, also über die besonders grimmige Nordseite.

Mein Tag am Cimòn spielte sich zunächst hauptsächlich auf der steilen »Bolver-Lugli« ab, die gewiss zur gehobenen Klasse der Dolomitenklettersteige gehört. Nicht superschwer, aber ambitioniert und ziemlich lang. Ohne Gipfel hätte das i-Tüpferl am Ende jedoch gefehlt. Vom Drahtseil entbunden schlich ich über Rippen und Rinnen höher, zwängte mich durch das enge, dreckige »Katzenloch« und gewann über ausgesetzte Wandstufen und Kanten den höchsten Punkt: wow!

Hochtour Cimòn della Pala (3184 m)

Lage: Palagruppe/Dolomiten (Italien)
Talort: San Martino di Castrozza (1470 m) im Val Cismon; Anfahrt über Passo Rolle
Hütte: Rifugio Pedrotti alla Rosetta (2581 m), Tel. 00 39/04 39/6 83 08
Normalroute: Vom Rifugio Rosetta bzw. der Rosetta-Bergstation über Passo Bettega, Valle dei Cantoni und Bivacco Fiamme Gialle, am Gipfelaufbau Kletterei bis III, 3½ Std.
Weitere Routen: Von San Martino über die Via ferrata Bolver-Lugli (C/D) Richtung Bivacco Fiamme Gialle; Nordwestgrat, lange Klettertour bis III+
Führer: Goedeke »3000er in den Alpen«, Bruckmann Verlag; Zahel »Die schönsten Gipfel Ortler, Dolomiten, Julische Alpen«, Bruckmann Verlag Karte: Tabacco, 1:25 000, Blatt 022 »Pale di San Martino«

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Mark Zahel
Artikel aus Bergsteiger Ausgabe 07/2011. Jetzt abonnieren!
 
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